Historische Kataloge und Altsignaturen

Ähnlich wie bei den im "Schrank II" verwahrten Noten der Instrumentalmusik wurden die Musikalien der katholischen Hofkirche und der Königlichen Privat-Musikaliensammlung zeitnah inventarisiert und katalogisiert. Während jedoch der Katalog zu "Schrank II" verschollen ist und erst durch die Titeletiketten der Manuskripte wieder rekonstruiert werden konnte, verhält es sich bei den Beständen des neuen Projekts genau umgekehrt: Der größte Teil der Kataloge ist erhalten geblieben und bildete die Ermittlungsgrundlage für die im Projekt zu erschließenden Quellen.

Die meisten Inventarisierungen wurden nach dem gleichen Ordnungssystem vorgenommen wie diejenige des "Schrank II"-Bestands: nach Schrank, Fach und, gegebenenfalls, Lage. Dabei ergeben sich teilweise Überschneidungen. In der Synopsis der Notenbestände aus der Zeit der sächsisch-polnischen Union zeigt sich beispielsweise, dass es nicht nur einen "Schrank II" mit Instrumentalmusik gab, sondern auch einen "Schrank II" mit Kirchenmusikalien sowie einen "Schrank 2" mit Manuskripten aus dem Besitz Maria Antonias. In anderen Fällen wurde lediglich eine einfache Durchnummerierung der Noten vorgenommen. Im Unterschied zu den Manuskripten des "Schrank II"-Projekts erscheinen die in den Katalogen verzeichneten Signaturen nur gelegentlich auch in den Musikalien. Oft können die Altsignaturen der Manuskripte nur aus weiteren Angaben der Inventare oder anhand anderer Anhaltspunkte rekonstruiert werden.

Sieben der acht historischen Kataloge des Projekts sind in der SLUB überliefert, ein weiteres Inventar wird in der Berliner Staatsbibliothek aufbewahrt. Im Rahmen des Projekts wurden alle Kataloge digitalisiert und sind nun im Internet frei einsehbar.

Tabellarische Übersicht

Die folgende tabellarische Übersicht stellt direkte Verlinkungen auf die digitalisierten Inventare zur Verfügung. Zudem informiert sie über die Literatur-Kürzel, die den historischen Katalogen in der RISM-Datenbank zugewiesen sind, und über die dort verwendeten Zitierweisen (Standardisierung) der Altsignaturen. Zu weiteren Informationen siehe die anschließenden Abschnitte.

Katalogtitel und EntstehungszeitRISM-LiteraturkürzelStandardisierte Altsignatur (Beispiele)

Catalogo della Musica di Chiesa 1765 [Datenbankedition]

CatChiesa 1765Schrank I/A/1/6
Schrank III/27/1 (bei Anonyma)
Catalogo della Musica di Chiesa [ca. 1780]CatChiesa 1780Schrank III/S/6/1
Schrank III/24/1 (bei Anonyma)
Zelenka: Inventarium rerum Musicarum Variorum Authorum Ecclesia Servientium [1726–1739]ZelenkaI 1726no.7
Catalogo De libri Numerati [ca. 1747]
(Sammlung Maria Antonia)
CatLibriNumerati 1747no.I/1
Catalogo Dei Libri di Musica con i numeri negri [Mitte 18. Jahrhundert]
(Sammlung Maria Antonia)
CatNumeriNegrino.I

Catalogo della Musica, e de' Libretti di S. A. R. Maria Antonia [ca. 1781–1787]

CatMariaAntoniaSchrank 1/1
Schrank 5/7
Catalogo della Musica, e de' Libretti di S. A. Augusto III. [ca. 1781–1787]CatAugustIIISchrank 1/1
Katalogfragment Sammlung Maria JosephasCatMariaJosepha[-]

Die Kataloge und Altsignaturen der katholischen Hofkirche

Kurz nach dem Siebenjährigen Krieg wurde eine sorgfältige Inventarisierung der Notenbestände der katholischen Hofkirche unter der Aufsicht des Dresdner "Kirchen-Compositeurs" Johann Georg Schürer durchgeführt. Der dreibändige "Catalogo <thematico> della Musica di Chiesa <catholica in Dresda> composta Da diversi Autori secondo l’Alfabetto 1765" verzeichnet die in drei Schränken verwahrten Musikalien nach Schrank, Anfangsbuchstabe des Komponistennamens, Fach und Lage sowie jeweils einem Musikincipit. Anonyma sind ohne Anfangsbuchstaben am Ende des dritten Bandes aufgelistet.

Etwa fünfzehn Jahre später erfolgte eine zweite Inventur. Von dem nach dem gleichen Prinzip wie der frühere Catalogo angelegten Verzeichnis ist nur der dritte Band überliefert: "Catalogo della Musica di Chiesa composta Da diversi Autori secondo l'Alfabetto: Armaro IIIza Principando dalla Littera S. sino al Z. con l'aggiunta degl'Autori senza Nome [circa 1780]". Der Katalog geht insofern über das Vorgängerverzeichnis hinaus, als er bei Messkompositionen die Incipits der einzelnen Sätze wiedergibt.

Einen bedeutenden Anteil am Gesamtbestand der Dresdner Hofkirchenmusikalien machen die ehemaligen Noten Jan Dismas Zelenkas (1679–1745) aus, die dieser von 1726 bis 1739 in seinem "Inventarium rerum Musicarum Variorum Authorum Ecclesia Servientium" verzeichnete. Die Musikalien erscheinen hier nach Gattungen geordnet und innerhalb dieser zumeist durchnummeriert.

Die Kataloge und Altsignaturen der KPMS

Den umfangreichsten Bestand im Grundstock der Königlichen Privat-Musikaliensammlung bildet die Sammlung der Fürstin Maria Antonia Walpurgis. Dazu sind gleich drei Kataloge überliefert. Das früheste Verzeichnis, der "Catalogo De libri Numerati Musicali D[i]: S: A: R: M[aria]: A[ntonia]: D[uchessa] de B[avaria]" wurde noch in München angelegt, vermutlich kurz vor der 1747 erfolgten Abreise der Kurprinzessin nach Dresden, und zählt die Manuskripte in römischer Nummerierung durch, eventuell enthaltene Werke werden arabisch gezählt. Das zweite Inventar, im gleichen Band wie die „Libri numerati“ notiert, trägt den Titel "Catalogo Dei Libri di Musica con i numeri negri" und verzeichnet später in Dresden von der Kurprinzessin erworbene Quellen, aber auch Musikalien, die aus dem Besitz Friedrich Christians stammen. Auch hier sind die Notenbände mit I beginnend römisch durchnummeriert. Wahrscheinlich bald nach dem Tod Maria Antonias im Jahr 1780 veranlasste ihr Sohn Kurfürst Friedrich August III. eine Bestandsaufnahme der bisherigen Teilsammlungen. Die im selben Band enthaltenen Kataloge zu den Sammlungen Maria Antonias und Friedrich Augusts II. tragen die Titel "Catalogo della Musica, e de' Libretti di S. A. R. Maria Antonia" und "Catalogo della Musica, e de' Libretti di S. A. Augusto III.". Hier sind die Manuskripte jeweils mit Schrank und Lage in arabischen Ziffern verzeichnet.

Zur Sammlung Maria Josephas und Friedrich Augusts II. ist weiterhin ein für Maria Josepha angelegter fragmentarisch überlieferter titelloser und undatierter Katalog von Interesse, der in der SLUB unter der Signatur Bibl.Arch.III.Hb,Vol.787.c verwahrt wird. Dieses Verzeichnis, dessen vordere Lagen ausgerissen sind, ist weniger systematisch als die übrigen geführt. Aufgrund der sehr uneinheitlichen Manuskriptzählung wurde bei der Dokumentation der Manuskripte in der RISM-Datenbank von der Angabe einer standardisierten Altsignatur abgesehen.