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Neue Zuschreibungen bei den Ariensammlungen

Die einzeln überlieferten Arien der "Königlichen Privat-Musikaliensammlung" bieten aufregende Überraschungen in den Bereichen der Komponistenzuschreibung und der Zuordnung von Arien zur zugehörigen Oper. Ein Beispiel dafür ist ein Manuskript (D-Dl Mus.2666-K-1), das anonyme strophische Kompositionen in venezianischem Dialekt, so genannte „Arie da battello“, enthält. Tatsächlich sind diese „Gondellieder“ textliche Parodien und kompositorische Bearbeitungen von Arien aus in den 1720er Jahren in Venedig aufgeführten Opern L’amor di figlia von Giovanni Porta und Amalasunta von Fortunato Chelleri. Außer diesem besonderen, auch für die Musikethnologie interessanten Fall, können zahlreiche andere Manuskripte genannt werden. Eine Arie, die bisher für ein zweifelhaftes Werk Pergolesis gehalten wurde, „Va tra le selve ircane", konnte mit Sicherheit Galuppis Oper Artaserse zugeordnet werden. Ähnlich ist der Fall eines Manuskripts, auf dessen Titelseite eine Arie aus der Oper Sofonisba fälschlich Niccolò Jommelli zugeschrieben wurde: Es handelt sich in Wirklichkeit um einen Ausschnitt der Sofonisba von Tommaso Traetta. Nicht selten sind falsche Zuschreibungen auch das Ergebnis bibliothekarischen Eifers im 19. Jahrhundert: So wurden etwa im Inhaltsverzeichnis eines Ariensammelbands (D-Dl Mus.2667-I-1) alle zwölf enthaltenen Kompositionen einem unbekannten „Battoni“ zugeschrieben. Genauere Nachforschungen haben gezeigt, dass es sich hier teilweise um Ausschnitte aus der Oper Nicoraste (Venedig 1745) des Komponisten Giovanni Battista Patoni (oder Pattoni, 1713c-1773), bei den übrigen Arien dagegen um Werke von Johann Adolph Hasse handelt. Als letztes Beispiel seien hier zwei anonym überlieferte Arien erwähnt, die sich als Kompositionen des Prinzen Anton von Sachsen, Sohn von Maria Antonia und Friedrich Christian von Sachsen, entpuppt haben, die dieser 1775 für sein Bühnenwerk L’isola disabitata schrieb.