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Klein, aber bedeutend: Neuer Vivaldi-Fund

Eine anonym überlieferte Violinsonate aus Schrank II enthält den Eingangssatz der Violinsonate G-Dur RV 22 von Antonio Vivaldi, wie der Musikwissenschaftler und Vivaldi-Forscher Michael Talbot (Liverpool) festgestellt hat, allerdings mit einer abweichenden Bass-Stimme. Der Satz wurde von Pisendel mit drei anderen Sätzen unbekannter Herkunft zu einer "Pasticcio-Sonate" zusammengefügt. Die beiden schnellen Sätze tauchen auch in einer ähnlich konstruierten Sonaten-Bearbeitung Pisendels auf, die schon länger bekannt war (als RV Anhang 98) und in der ebenfalls ein langsamer Einzelsatz aus RV 22 Verwendung fand. Der Fund ist von Bedeutung, da sich darüber die Existenz einer Frühfassung von RV 22 nachweisen lässt. Talbot wird zu diesem Thema auf einem Referat anlässlich der Händel-Festpiele Halle / Saale im Juni 2011 referieren. Seine These: Nachdem Vivaldi seine Partitur Pisendel bei dessen Venedig-Besuch 1716/17 gegeben hatte, verfügte er nur noch über die Violinstimme des Satzes, so dass er gezwungen war, eine neue Bass-Stimme zu der vorhandenen Melodielinie zu schreiben.